hr-Fernsehen, „alle Wetter“, 14.10.2022

Der erste Fröbelgarten Deutschlands

Ein Garten nach den Originalvorstellungen des Kindergartenbegründers Friedrich Fröbel

Baubeginn: März 2022 / Bauende: Sommer 2023

Entwurf und Planung: Projektbüro STADTLANDSCHAFT Kassel

Warum ist unser Vorhaben notwendig?

Viele Kinder und Jugendliche entfremden sich der Natur, haben heutzutage keine direkte, begleitete und wertschätzende Berührung mit der Natur. Mit dem Fröbelgarten haben sie - im städtischen und ansonsten oftmals digitalen Alltag - die Möglichkeit für Naturerfahrungen mit allen Sinnen.

Der 400 m² große Garten im Eingangsbereich des Ev. Fröbelseminars Kassel soll nach den Original-Vorstellungen des Kindergartenbegründers Friedrich Fröbel (1782 – 1852) angelegt sein. Mit diesem Garten nach dem Vorbild Fröbels ist das Ev. Fröbelseminar der Diakonie Hessen deutschlandweit einzigartig.

Mit dem Fröbelgarten lernen unsere ca. 900 Auszubildenden, wie ein Garten für Kinder lebendig werden kann.

Die Arbeit und die Beschäftigung mit dem Garten binden wir zum in die verschiedenen Fächer und Module (wie Bildung für nachhaltige Entwicklung, Religion, Hauswirtschaft, Gestaltung der Lebensumwelt etc.) unserer Ausbildungsformen ein.

 

Bislang vergessenes Konzept „ausgegraben“

Forschungen und Studien zu Fröbels Pädagogik sind auf dem Gebiet der Spiel- und Beschäftigungsmittel weitverbreitet und vertieft. Seine Lehre zur Natur- und Gartenpflege dagegen ist bislang eher unbekannt, auch, weil es dazu die wenigsten Schriften und Quellen von Fröbel gibt. Im Zuge der aktuell immer wichtiger werdenden Nachhaltigkeitsbetrachtung ist uns deutlich geworden, dass Kinder schon frühzeitig für einen achtsamen Umgang mit der Natur und das Wissen darüber sensibilisiert werden müssen – am nachhaltigsten im praktischen Tun. So haben wir als Fröbelseminar ein bislang vergessenes Konzept wieder „ausgegraben“.

So wie Friedrich Fröbel soll es den bei uns ausgebildeten sozialpädagogischen Fachkräften um eine ganzheitliche Erziehung mit Platz für soziales, musisches, manuelles, schöpferisches und kognitives Lernen und Tun gehen. Den behütend-bewahrenden Umgang des Einzelnen mit der Natur, den Pflanzen und den Mitmenschen sollte jede/r Erzieher*in als wissenschaftlich-pädagogisches Anliegen bewusst erfahren können.

 

Fröbelgarten als Bildungsort

Neben seinen Tätigkeiten als Erzieher und Naturwissenschaftler hat Friedrich Fröbel auch als Theologe gewirkt. Fröbel hat Kinder mit Pflanzen verglichen – daher auch der Name „Kindergarten“. Ihm war es wichtig, dass sich die Kinder im Kindergarten und in der Schule als Teil des Ganzen wahrnehmen, als Teil der Natur, und dass sie um die Zusammenhänge von Wachsen, Hegen und Pflegen der Pflanzen wissen. Sie sehen zugleich, wie sie sich selbst entwickeln und mitwachsen. Sie erfahren, dass Bildung wechselseitige Begegnung mit der Wirklichkeit bedeutet. Bei allen Angeboten steht die Erfahrung der Kinder im Mittelpunkt, die sie aus eigener Anschauung gewinnen sollen. Es geht um Teilhabe an der Welt, um Selbst-Bildung durch Eigentätigkeit.

Der Garten als ein kleines Paradies, das uns lehrt, auf Natur und Umwelt zu achten, übrigens auch für uns selbst.

„Der Fröbelgarten als Bildungsort im Ev. Fröbelseminar Kassel trägt zu einer noch gezielteren Qualifizierung der Auszubildenden bei und kann so mittelfristig auch zu einer vertieften naturwissenschaftlichen Bildung in Kindergärten führen, bei der Naturerfahrungen und Naturverstehen verbunden werden.“ (Prof. Dr. Ulf Sauerbrey, einer der führenden Kindheitspädagogen, Hochschule Neubrandenburg, Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung).

Mit diesem Wissen erweitern unsere Auszubildenden ihre pädagogisch-methodischen Kompetenzen und bringen sie später als Fachkräfte ein. So legen sie in der Begleitung der ihnen anvertrauten Menschen einen wichtigen Grundstein zu deren positiven Natur- und Nachhaltigkeitsbewusstsein – von klein auf.

Die Kinder erleben die Natur selbstverständlich und durch die Vorbildfunktion der pädagogischen Fachkräfte als ein wertvolles und schützenswertes Gut. Als Multiplikatoren tragen unsere Auszubildenden und spätere Fachkräfte ihre Haltung, ihr Bewusstsein, ihre Kenntnisse und Erfahrungen zum nachhaltigen und sensiblen Umgang mit der Natur in zahlreiche Einrichtungen und Bereiche (Krippe, Kindergarten, Grundschule, Hort, Jugendhilfe und Dienste für Menschen mit Beeinträchtigungen).

 

Offen für alle

Der Garten soll generell für Menschen (auch außerhalb der Ausbildung) offen sein und sie willkommen heißen. Kindergarten- und Grundschulkinder, Konfirmandengruppen, Vereine wie z.B. Landfrauen und Botaniker, interessierte Nachbarn laden wir mit Aktionstagen zum Entdecken, Erforschen, Experimentieren, zu Begegnung und Austausch ein.

Eingeführt und begleitet in die Fröbelsche Pädagogik werden sie von Dozent*innen und Mitarbeitenden der Projektgruppe „Fröbelgarten“. Neben der Theorie steht vor allem das praktische Erproben im Garten im Mittelpunkt.

Friedrich Fröbel war es wichtig, dass die Kinder eigene Bereiche bekommen. Auf eigenen Beeten können sich die Kinder pflanzen was und wie sie es wollen – auch mit den Pflanzen umgehen wie sie wollen – damit sie selbst erfahren, dass man sorgsam und gesetzmäßig mit der Natur umgehen muss. Am Brunnen Wasser schöpfen zeigt, eigene Anstrengung lohnt sich um Wachsen, Blühen, Ernten möglich zu machen.